Nunmehr zwei Monate ist es her, seit ihr einen Artikel von mir lesen konntet. Inzwischen hat der Comiclounge-Blog ja mit Vision einen neuen, fähigen Autor. Aber nun bin ich mal wieder zurück und in petto habe ich diesmal einen Manga, ein US-Trade und die ersten zwei Hefte des österreichischen Projekts „Frank“.
After School Nightmare Band 1:
Das ist der zweite Teil der insgesamt 10-bändigen Serie, geschrieben von Setona Mizushiro, einer Mangaka, zu derer Zielgruppe vor allem weibliche Leser zählen. Sie ist in den Genres Shojo (Mangas für junge, weibliche Leser, mit Schwerpunkt auf Liebe, Romatik, etc…), Josei (das Gegenstück zu Seinen, die Zielgruppe des Josei sind erwachsene Frauen), und Yaoi (Mangas über männliche, homosexuelle Beziehungen, das Extrem zu Shonen Ai, da oft in die Pornographie abschweifend) beheimatet.
Und genau das ist After School Nightmare, ein waschechter Shojo. Trotzdem verbindet es viele weitere Elemente und hebt sich darin vom Einheitsbrei der Shojos ab. Shojo ist ein typisches Szenewort, müsste man die Serie mit einem Wort charakterisieren, wäre es wohl Mystery.
Zurückblickend auf meinen vorletzten Artikel, in dem ich den ersten Band besprochen habe, fällt mir auf, dass ich von der Story her noch nicht viel preisgegeben habe. Das werde ich auch nicht, da Holzauge das in seinem Podcast bereits genügend getan hat. Wichtig zu wissen ist nur: der Hauptcharakter ist ein Hermaphrodit, halb Mann, halb Frau. Das ist eines von der Fundamente der Serie. Mashiro zweifelt an seiner Identität, sucht nach Antworten. Dabei ist ihm nicht sehr behilflich, dass sowohl ein Mann, Sou, als auch eine Frau, Kureha, sich in ihn verliebt haben. Das eigentliche Mysterium der Serie aber, ist das kontinuierliche Verschwinden der Schüler an Mashiros Schule.
Trotz seiner Selbstzweifel ist er eine Beziehung mit Kureha eingegangen. Doch schon im ersten Band wird klar, dass Mashiro für sie eher geschwisterliche Gefühle hegt. Er selbst möchte als Mann erscheinen, weil er auch so erzogen wurde. Die Serie strotzt nur so von witzigen Dialogen und ungewollter Komik. Was bei solchen Geschichten meist nur öde und schnulzig erscheint macht hier meistens echt Laune, bezogen auf manche unglaubliche Offensichtlichkeiten und Charakterzüge der einzelnen Figuren. Auch sehr unterhaltsam ist hier das genretypische Liebesdreieck, da die Gefühle der Charaktere zu einander ja fern von jeglicher normalen sexuellen Orientierung sind. In einem Gespräch zwischen Sou und Kureha kommt das sehr deutlich und unterhaltsam zum Vorschein. D
ie Traumsequenzen, die mir im ersten Band so positiv aufgefallen sind, erscheinen hier leider etwas ausdruckslos und fahl. Ich hoffe, dass diese Szenen in den nächsten Bänden wieder so atmosphärisch werden.
Kritikpunkte sind also gegeben, wie schon im ersten Band fallen manche Augenblicke dem männlichen Leser eher als stupide und schnulzig auf (Liebesdreieck, Selbstzweifel), und der Zeichenstil ist doch sehr der Autorin entsprechend, Kulleraugen, Knabenhafte Statur aller Männer, etc.… Letztendlich bin ich doch sehr gespannt, wie sich die Geschichte noch entwickelt, und in dem Sinne enttäuscht hat mich der Band auch nicht, also gebe ich 8/10.
Air TPB 1:
Air ist eine Serie des Vertigo-Verlags, geschaffen von Autorin G. Wilow Wilson und dem türkischen Artisten M.K Perker. Miteinander schuf dieses Kreativteam 2007 bereits die Graphic Novel Cairo, erschienen im selben Verlag. Diesen Comic habe ich mir aufgrund des systematischen Lobs Holzauges geholt. Und bereut habe ich es nicht.
Die Protagonistin von Air ist die höhenängstliche Flugassistentin Blythe. Ein ziemliches Paradoxon also. Angestellt ist sie bei der Fluglinie Cleerfleet. Mit Blythe hat die Serie einen sehr interessanten Hauptcharakter. Gewieft, mutig und reaktiv. Ihr Leben scheint ein ziemliches Durcheinander zu sein. In diesem ersten Sammelband erfährt man nichts über ihr Privatleben. Im Laufe der Geschichte verliebt sie sich jedoch in den mysteriösen Zayn.
I
Im Comic wird ein heikles Thema angesprochen: Die Post 9/11 Flugphobie der amerikanischen Gesellschaft, verkörpert durch die Organisation „Ethesian Front“, welche skrupellos in der Verfolgung ihrer Ziele sind. Hat die Serie anfangs einen realistischen Ansatz, driftet sie immer mehr ins fantastische ab, ohne ebendiesen realistischen Ansatz zu verlieren.
Was Blythe in diesen wenigen Ausgaben erlebt ist unglaublich. Die Serie geht rasant von Statten, ruhige Momente sucht man hier vergebens. Vor allem bietet das Ganze eine Menge Spaß. Die Serie birgt meines Erachtens enormes Potenzial, weswegen ich sie unterstützen möchte und auf die Hefte umsteige. Man erfährt von Intrigen um ein verschwundenes Land, reist nach Indien und nach Mexiko, erlebt coole Kämpfe und vor allem tolle Charaktere.
Das Artwork von Perker ist sehr ansehnlich, seine Cover absolut fantastisch. Mit 10$ für 5 US-Ausgaben ist das erste Trade auch relativ günstig, ich möchte jedem nahelegen, dieses anzutesten. Gelobt wurde die Serie bereits von diversen Ikonen der Comicbranche wie Neil Gaiman, Jason Aaron oder Brian Azzarello. 8,5/10
Spotlight on: Frank 1&2
Frank ist wiener Underground-Comic Projekt von Christian Schreiner und Erik R. Andara. Vertrieben wird dieses laut persönlicher Aussage in Österreich und in Deutschland. Erstanden habe ich es bei einer Signierstunde, aber es ist auch auf der Homepage bestellbar. (VERWEIS: http://www.frankcomic.at/FRANKCOMIC/Verkauf.html) Die Story hat einen überraschenden, düsteren Unterton. Sie spielt irgendwie in den 50ern in New York. Der Plot ist sehr klischeehaft: Ein Detektiv, Frank, wird von einer mysteriösen Frau angeheuert, brisante Fotos von ihrem Ehemann und einer Anderen zu schießen, damit sie die Scheidung einreichen kann. Auf einmal findet sich Frank in Angelegenheiten wieder, in die er nie gelangen wollte. Auf einmal wird des Mordes verdächtigt, kommt in eine Anstalt. Gegen Ende wird das Ganze etwas abgefahrener, löst sich von dieser gewöhnlichen Detektivgeschichte und bekommt einen mysteriösen Unterton. Leider fühlte sich das Heft bis dato etwas ziellos an, weswegen 6,5/10 meiner Meinung nach durchaus angebracht sind, jedoch steckt in diesem Projekt enorm viel Potenzial.
Ab dem zweiten Heft gibt es einen kleinen Qualitätssprung. Liegt es daran, dass es sich liest, als würde man die Halluzinationen eines Geisteskranken miterleben? Oder dass nun die Story auch einen mythologischen Hauch bekommt? Jedenfalls fühlt es sich nicht so gewöhnlich an wie das erste. Richtig voran kommt die Geschichte nicht, aber es herrscht eine psychedelische Atmosphäre. Als zum Schluss Verbindungen zu persischen und südamerikanischen Sagen zum Vorschein kommen, wird es ja überhaupt sehr spannend. Ob man dieses Ende als Cliffhanger bezeichnen kann ist mir nicht wirklich klar, aber es lässt voller Vorfreude auf das dritte Heft hinblicken, welches Ende 2009 erscheint. Für dieses Heft 8/10 Der Zeichenstil von Erik K. Andara trägt maßgeblich zur dunklen Atmosphäre der auf 4 Hefte angelegten Serie mit, er kann auch Franks Wahnsinn sehr gut umsetzen. Leider sind die Inks etwas schlecht gesetzt, jedoch passt S/W zum Comic mehr als gut.
Eine witzige Parallele zwischen Air und Frank: In beiden kommt die aztekische Gottheit Quetzalcoatl vor, und da ich die Comics ungefähr zeitgleich gelesen habe, fand ich das ganz amüsant.