Ich war damals noch nicht mal geboren.
Ich hatte vor längerem über Animal Man geschrieben (nachzulesen hier: https://comiclounge.wordpress.com/2009/07/17/animal-man/). Ich war und bin von diesem Comic begeistert. Und so ist mir Animal Man im Hinterkopf geblieben…
Bis ich im unheimlichen und dunklen ersten Stock des Runch Comics, in der Kaisergasse in Wien, in einer verstaubten 1-Euro Box, fünf für mein Zeitempfinden uralte Hefte aus dem Jahr 1993. Dies waren die Nummern 64, 65, 66, 68 und 70 der Animal Man Serie von Vertigo. Und da die Hefte niemals nachgedruckt wurden hab ich sie einfach gekauft. Bisher hab ich die ersten drei Hefte gelesen. Hier die Cover:
Ich find alle drei sehr gelungen. Die Hefte sind teil des Jamie Delano-Runs an der Serie. Er ist vor allem für die Schöpfung von Hellblazer bekannt. Zeichner sind Will Simpson und Steve Pugh. Letzterer ist wohl der Stammzeichner der Serie.
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Mein erster Gedanke nach dem Lesen: Das hat ja fast gar nix mit Grant Morrisons Animal Man zu tun!! Ist das was schlechtes? Naja.
In dem, was ich von Morrison gelesen habe, ging es vorrangig um einen außergewöhnlichen Superhelden, dem B-Superheldendaseins, etc… Es stimmt, das auch viel auf Buddys Familie eingegangen wurde. Aber in dieser Ausgabe (und auch in den zwei anderen) geht es vorrangig darum.
Animal Man hat tolle Charaktere. Buddy, seine Frau Ellen, seine Kinder Cliff und Maxine… Und hinzu kommen hier auch Buddys Mutter, und eine Frau namens Annie (so ist das wenn man bei Comics irgendwo einsteigt, aber diese Website hat mir gut weitergeholfen: http://sequart.com/animalmanDELANO.htm, vorsicht, MASSIVE SPOILER!)
Delano schreibt zumindest sehr gute Dialoge, das muss ich ihm eingestehen. Die Figuren wirken lebendig, haben sehr eigene Züge, interagieren gut miteinander. Das ganze wirkt wie eine fein inszenierte Soap-Opera.
Um präziser zu werden: Die Charaktere leben alle zusammen auf der Farmvon Buddy Bakers Mutter, die Kinder gehen im Ort zur Schule. Das die Familie am Land lebt finde ich eine gute Idee, wegen dem Bezug den Animal Man zur Natur.
In der Ausgabe geht es um die Kinder, die von der Schule fliegen, weil Maxine, die ganz nach ihrem Papa kommt, ihre Kräfte einsetzt, um einen überfahrenen Waschbären wiederzubeleben. Tja, und Cliff verprügelt dann die anderen Kinder, weil sie seine Schwester mit Steinen bewerfen.
Naja und viel mehr kann man zu der Ausgabe auch nicht sagen. Will Simpson muss ich noch erwähnen, den fand ich unerträglich. Mir hat die Ausgabe ansonsten gut gefallen, und ohne es mit Morrison vergleichen zu wollen, würde ich dem 6,5/10 geben. Ich liebe den Bad-Ass Cliff, die tierliebende Maxine mit ihren Fähigkeiten, die Dauerzweifler Buddy und Ellen und wie sie alle heißen. Ein cooles Heft.
Interessant war für mich, mit dem Comic in eine ganz andere Zeit versetzt zu werden. Damals wie heute sind Vertigo-Hefte fast gleich gestaltet. Das finde ich toll. Die Kolumne ist von Garth Ennis über sein Hellblazer Special 1#. Tolles Nachwort über sein Empfinden von Horror. Damals schon bitterböse.
Die Leserbriefe scheinen von hochintelektuellen Leuten zu stammen, sind aber sehr unterhaltsam zu lesen. Und das nicht nur positive Leserbriefe gedruckt wurden find ich cool.
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Dieses Heft behandelt eine m.E sehr interessante Thematik: Sex im Tierreich! Auf die Idee muss man kommen! Das ist eines G-Mo würdig!
Inzwischen greift Buddy mit seinen Kräften auf das sogenannte Lifeweb zurück. Das ist, so wie ich es verstanden habe, etwas, was alle Lebewesen verbindet. Und Buddys Frau will es verstehen lernen. Er zeigt ihr, wie er es empfindet, und schläft mit ihr auf ganz animalische Weise. Und währenddessen hat Cliff mit seiner kleinen krebskranken Freundin seine ganz eigenen Sex-Probleme…
Herrliche Ausgabe. Es behandelt die berühmte Frage „Was unterscheidet Mensch von Tier?“, und andererseits geht es weiter in der kleinen Welt der Bakers. Und ganz im liberalen Background der Serie wird hier ein lesbisches Paar eingeführt. Es gibt eine kleine Unterhaltung der Lesben mit Maxine, und die ist ganz groß. Es geht um den Platz der homosexuellen in der Natur. Ich fang an die Kleine zu mögen.
Wow sag ich nur! 8,5/10 (und Will Simpson ist wieder scheisse)
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Buddy rennt Gott hinterher, der als beharrtes Sasquatch-Irgendwas in den Wäldern rumrennt.
Soviel zur Story. Er tanzt dann mit einer Sippe der Viecher nackt im Wasser. Sehr krank. Sehr schön.
Dieses Mal offenbart uns Delano seine Gedanken zum Verhältniss von Mensch und Natur. Ich weiß gar nicht, was ich hierzu schreiben soll. Ich mag die Atmosphäre, die hier herrscht. Wirkt als würde man als außenstehendes Wesen eine Bewusstseinserweiterung erleben. Naja, Delano und Alan Moore sind enge Freunde, keine Ahnung was die alles konsumieren…8)
In der Ausgabe wird mir der Run zu linear. Es ist immer das gleiche. Charaktermomente, Buddys Kräfte, Charaktermomente, Buddys Kräfte… Das wird langweilig. Und dieses Mal sind die Dialoge nicht interessant. Und hier übernimmt Steve Pugh, der regelmäßige Zeichner der Serie. Gefällt mir besser als Simpson, aber trotzdem… Meh. 5/10
So das wars. War sehr, sehr lang. Ich hoffe ihr hattet Spaß. Und Kaufempfehlung.. Keine Ahnung. Wenn ihr die Hefte billig seht, probiert es mal.