Animal Man Vol. 3: Deus Ex Machina
Grant Morrisons Animal Man wird für mich immer eines meiner Lieblingscomics sein. Es ist einfach grandios. Es ist die persönlichste Arbeit die ich je in einem Comic gesehen habe. Über den Titelhelden habe ich in meinen vorangegangenen Review schon genug geschrieben, deshalb nur so viel: Buddy Baker hat die Fähigkeit, sich die Eigenschaften von Tieren anzueignen und nützt das, um Verbrechen zu bekämpfen. In den 60er-Jahren hatte Animal Man ein Dasein als unwichtiger C-Held in der Serie Strange Adventures und geriet in den nächsten Jahren in totale Vergessenheit, mit Ausnahme von ein paar unwichtigen Auftritten in einigen Serien. Erst als Grant Morrison das Potenzial der Figur erkannte, bekam die Figur wieder Aufmerksamkeit.
Es ist wirklich sehr schwer, über die Genialität der Serie zu schwärmen, ohne zu spoilern. Da ich will, das ihr die Serie lest und selber in den Genuss von Morrisons genialen Ideen kommt, wird diese Review sehr oberflächlich bleiben. Nur so viel:
Morrison hat in 27 Heften ein Epos geschaffen, das sich sehen lassen kann- die verschiedenen Themen, die er darin anspricht, wiederspiegeln ihn als Menschen und nebenbei ist der Comic auch noch ein interessanter Kommentar zu Mainstream-Comics und dem, was da so gehandhabt wird, wie zum Beispiel Kontinuität, Retcons oder Ähnliches.
Das wundervolle nach dem Lesen von drei Trades war für mich die unglaubliche Zufriedenheit, die ich dann verspürt habe. Dieser Comic hat mich sehr zum Nachdenken gebracht, über Superhelden, was man durch Comics alles vermitteln kann und damit machen kann. Die Ansätze die Morrison z.B bei Animal Mans Superkräften hatte, finde ich bahnbrechend. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen.
Alles, was Morrison anspricht, ergibt letztendlich perfekten Sinn, man braucht nur ein bisschen guten Willen. Ist es nicht das wundervolle an guten Comics, dass sie einen regelrecht in ihre Welt einsaugen und die Fantasie des Lesers beanspruchen? Und wieso sollte man keine intelektuellen Superhelden-Geschichten erzählen? Das was die Meisten bei Moore sehen finde ich eher bei Morrison- wobei ich mir bei Alan Moore oft denke, dass ich einfach zu jung bin.
Was Animal Man aber letztendlich für mich besser macht als z.B V for Vendetta macht ist folgendes: beide Comics sind sehr persönliche Arbeiten, aber bei Animal Man fand ich den Plot so faszinierend und die Story so gut erzählt das mir letztendlich das eher unauffällige Artwork komplett egal war. Mit David Loyds Zeichnungen kann ich einfach nichts anfangen, obwohl sie handwerklich sicher ordentlich sind. Beide Geschichten haben nicht unbedingt etwas genial innovatives, aber im direkten Vergleich ist Grant Morrison für mich einfach der bessere Erzähler, was sich nicht nur in seinen genialen Einfällen, die immer noch begreifbar erscheinen, zeigt, sondern auch in seiner Art , Emotionen wiederzugeben, Dialoge zu gestalten und Narationsboxen zu schreiben.
Es gibt sicherlich ein paar Animal-Man Ausgaben, die man mit hochgezogener Augenbraue liest, aber wie gesagt, alles ergibt im Nachhinein Sinn. Manchmal merkt man wirklich, dass der kahlköpfige Schotte (gut, damals hatte er noch Haare) zwangsläufig irgendwas unkoscheres konsumiert, da bin ich mir einfach sicher. Die ersten Ausgaben sind über alle Zweifel erhoben fantastisch, aber sie machen doch einen sehr seltsamen Eindruck von ihm.
Es gibt ein paar Twists im Trade die mich einfach baff gemacht haben. Inzwischen weiß ich, dass Morrison nicht der erste mit dieser Idee war, dennoch hat er es so gut umgesetzt wie ich es nur für möglich halte. Und wieder schimmert das LSD durch.
Ich denke jeder muss für sich entscheiden, ob er mit dieser Erzählweise etwas anfangen kann. Nun, ich kann es, ich musste mich einfach auf die Geschichte einlassen und es genießen. Ich war relativ schnell drinnen, andere haben länger gebraucht, aber ich denke nach ein wenig Zeit entfaltet sich die Wirkung.
10/10 für diesen Band und eigentlich auch für die ganze Serie, wobei ich den 2. Band etwas schwächer fand, aber Animal Man funktioniert einfach am besten als Gesamtwerk.